Donnerstag, 25. Juli 2013

Nachtrag zum letzten Post

Langsam aber sicher mutiere ich wirklich zur Südamerikanerin. Gestern war Gabes letzter Tag hier, deshalb wollte er zum Abschluss mit Alex und mir nochmal etwas Besonderes unternehmen. Wir beschlossen also, das landestypischte Gericht überhaupt zu probieren: Gegrilltes Meerschweinchen in Erdnusssoße. Gabe kennt durch seine Spanischlehrerin bereits ein gutes und günstiges Restaurant dafür, dass seiner Auskunft nach aber ziemlich weit außerhalb liegt. Früh nachmittags fahren wir also in Richtung Valle de los Chillos und ich staune nicht schlecht, als wir eine Stunde später ungefähr fünf Minuten entfernt von Cecilias Haus aussteigen.  ¡Que coincidencia! Das Meerschweinchen, das an einem Holzstab gegrillt wird, hat eher die Größe eines Spanferkels, aber das ist hier normal. Wir teilen uns das arme Tier zu dritt: Gabe isst den Kopf und Alex und ich jeweils ein Bein (s. Foto). Wider Erwarten schmeckt das Meerschweinchen ein bisschen wie Huhn abgesehen davon, dass seine Haut so fest und knusprig ist, dass sie sich mit Besteck nicht schneiden lässt. Cuy zu essen ist also eine ähnliche Schweinerei wie Rippchen-Orgien im Biergarten. Besonders gut macht sich die Erdnusssoße auf meinem weißen Oberteil...
Nach dem Essen rufe ich Cecilia an, schließlich könnte ich sie ja besuchen wenn ich schon mal in der Nähe bin. Sie freut sich sehr, von mir zu hören, und fragt mich, ob ich nicht Lust hätte, in einer Viertelstunde mit zu ihrer Mutter nach Calderón, einer kleinen Stadt nördlich von Quito, zu fahren. Ich sage spontan zu und wenig später sitze ich schon mit Cecilia und ihrer Schwester, die ohne Punkt und Komma auf Spanisch blubbert, im Auto. In Calderón lerne ich nicht nur Cecilias liebenswerte Mutter kennen, die mich am liebsten gleich da behalten würde, ich bekomme auch schon ein Zimmer in Quito und einen ecuadorianischen Ehemann angeboten, lehne jedoch lachend ab. ;-)
Cecilia und ich gehen zusammen in einen Handwerksladen mit landestypischen Holzfiguren, Guaguas de Pan (ein typisches Brot des Día de los Difuntos) und diversen anderen traditionellen Dingen (s. Fotos im letzten Post). Dann besorgen wir in der Apotheke Aspirin für die Oma. Hier in Ecuador gibt es, glaube ich, mehr Apotheken als Lebensmittelgeschäfte und die meisten gleichen eher einem Kiosk. Neben der Theke werden diverse - vor Farbstoff und Zucker strotzende! - Süßigkeiten angeboten, Rezepte braucht man hier nicht, man muss lediglich wissen, welches Medikament man kaufen möchte.
Wieder zu Hause bei der Oma gibt es Abendbrot: heiße Schokolade und warme mit Käse gefüllte Brötchen. So weit, so gut. Wenn man hier die Käsebrötchen hier nur nicht in die heiße Schokolade tunken würde! Tatsächlich schaufeln sich sogar alle Familienmitglieder den etwas gummiartigen, salzigen Käse in ihre Tassen und löffeln ihn mit der süßen Sünde. Natürlich probiere ich es auch aus, finde jedoch nach wie vor, dass Schokolade und Käse nicht wirklich zusammenpassen.
Nach einem Tag voller kulinarischer Abenteuer falle ich abends schwer wie ein Stein, aber überglücklich in mein Bett.

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