Wie ging es nun mit meiner Reiseplanung weiter?
Von Anfang an stand für mich fest: Ich wollte unbedingt auch
nach Kolumbien, um Ana zu besuchen. Als ich meinen Eltern von meinen Plänen
berichtete, waren sie schwerbegeistert. Meine Mutter hatte erst wenige Tage
zuvor eine Reportage über eine kolumbianische Mafia-Gruppierung, die gezielt
Touristen verschleppt, um Geld zu erpressen, im Fernsehen gesehen. Mein Vater
erinnerte sich an Klassenkameraden, die vor Jahren in Mexiko – einem ähnlich
heißen Pflaster – entführt und umgebracht worden sind. Außerdem hielten beide
Ana mit ihrer südländischen Mentalität für unzuverlässig. Sie sollten Recht
behalten, denn auf meine nächsten e-Mails an Ana, deren Betreff ich sogar aus
Verzweiflung „DRINGEND!“ nannte, erhielt ich keine Antwort. Als ich im Februar
zwei Monate lang nichts von Ana gehört hatte, beschloss ich die Sache
abzuhaken, auch wenn mich das sehr betrübte.
In der Zwischenzeit hatte ich mich bereits um ein
fünfwöchiges Pflegepraktikum in Quito über Praktikawelten beworben und eine
ausführliche Reiseroute durch Ecuador und Perú ausgearbeitet (s. Karte). Bei
Explorer Fernreisen in Hannover buchte ich meine Flüge und erschrak: In fast
vier Monaten bin ich WIRKLICH unterwegs! Mutterseelenallein! Drei Monate lang!
In Ländern, deren Sprache ich kaum brüchig mächtig bin!
Stopp! Jahre lang hast du davon geträumt und jetzt packt
dich auf einmal die Angst?! Es hat nie jemand behauptet, dass reisen, erwachsen
werden oder leben einfach wäre. Und schon gar nicht alles gleichzeitig. Also
reiß dich gefälligst zusammen!
Dies zu begreifen, hat fast zwei Monate gedauert. Dann
stürzte ich mich endlich mit Eifer an die weitere Planung. Ich verschlang meine
Reiseführer förmlich bei der Recherche nach Vulkantrekkings, Regenwaldtouren, Inka-Trail-Wanderungen,
Backpacker-Hostels und allem, was sonst noch so wichtig ist. Dabei machte ich
kleine Paradiese für kleines Geld ausfindig, wie z.B. meine voraussichtliche
Unterkunft in Máncora (14€ ÜF im Doppelzimmer, unglaublich!): http://kimbasbungalowsmancora.com/
(Weitere Links findet ihr im Menü
unter „nützliche Links“)
Ich beantragte meine erste
VISA-Karte, damit ich auf meiner Reise auch nicht darben muss, ein
polizeiliches Führungszeugnis für meine Organisation, um zu belegen, dass ich
auch nichts verbrochen habe, und buchte schließlich eigenständig einen weiteren
Flug – nach Kolumbien.
Nach vier Monaten Funkstille habe ich
es nämlich absolut nicht mehr ausgehalten und Ana angerufen. Es stellte sich
heraus, dass sie wegen defekten Internets, Servers oder was auch immer meine
e-Mails nie erhalten hat. Als ich ihr erzählte, dass ich für drei Monate nach
Ecuador und Perú komme, meinte sie, ich müsse unbedingt auch Kolumbien sehen,
es werde mir definitiv gefallen. Außerdem warten sie und ihre Eltern schon die
ganze Zeit auf mich...
Ohne irgendjemandem davon zu erzählen
(ich bin davon ausgegangen, dass meine Eltern die Wände hochgehen), habe ich
letzte Woche meinen Flug von Quito nach Cali gebucht, damit ich Ana fünf Tage
lang besuchen kann.
Dank meiner durch Aufregung und
Vorfreude bedingten Quasselstrippenlaune wissen es inzwischen doch alle. Meine
Eltern haben meine Entscheidung mit erstaunlich viel Fassung getragen.
Für alle, die wie ich gerade in einer
Um- und Aufbruchstimmung und daher ein bisschen verunsichert sind oder Angst
vor dem Neuen haben hier ein kleiner Mutmacher:
Der Song ist von Phil Collins aus dem
Film „Bärenbrüder“ und hat mir sehr dabei geholfen, Mut zu fassen loszulassen.
Deutscher Songtext:
Sag allen hier ich bin unterwegs.
Es gibt so viel Neues zu seh’n.
Der Himmel ist blau, ich bin unterwegs
und ich möchte gar nicht anderswo geh’n.
Sag allen hier, ich bin unterwegs
und ich liebe jeden kleinen Schritt.
Und die Sonne, sie strahlt,
ich bin unterwegs,
dieses Lächeln geht stets mit mir mit.
Denn ich weiß genau, das wir uns
bald wieder seh’n,
egal wie weit entfernt wir auch sind.
Und ihr lacht, wenn ihr Geschichten
von uns hört -
Oh, mein Herz so warm berührt.
Sag ihnen, ich bin unterwegs,
neue Freunde und Orte in Sicht.
Ich schlaf ein unter den Sternen,
die viel erzähl’n,
und der Mond wacht ganz still
über mich.
Weder Regen noch der Schnee hält
mich zurück,
die Sonne scheint bald, du wirst seh’n.
Und der Wind begleitet mich und singt
ein Lied und ich sing mit,
lässt mich immer, immer weitergeh’n.
Ich bin unterwegs!
Es gefällt mir!
Ich bin unterwegs!
Ich bin unterwegs!
Ich bin unterwegs!
Ich bin unterwegs!
Sag allen hier, ich bin unterwegs
und ich sehn mich so nach dem Ziel.
Der Himmmel ist blau, ich bin unterwegs,
gemeinsam erleben wir viel.
Komm, sag allen hier, ich bin unterwegs,
diesen Weg nach Haus find ich eh.
Die Sonne, die strahlt, ich bin unterwegs
und alles wird gut, du wirst seh´n.
Ich bin unterwegs!
ich bin unterwegs!