Dienstag, 24. Dezember 2013

Trujillo

Als wir auf unseren Nachtbus nach Trujillo warten, spricht mich ein Mädchen auf Englisch an, sie hätte uns im Dschungel gesehen. Etwas erstaunt gebe ich zurück, dass Máncora unsere erste Station in Peru war. Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Als wir in den Lagunen nahe Sinchipura baden waren, war da auch eine Reisegruppe US-amerikanischer Studenten. Und genau diese wartet jetzt gerade mit uns auf den Bus nach Trujillo. Lustiger Zufall!

30. August

Nach unserer nächtlichen Fahrt durch die Wüste mit erstaunlich viel Schlaf steht heute Sightseeing auf dem Plan. Trujillo ist eine Stadt in der Nähe der peruanischen Küste, die neben ihren Kolonialstil-Häusern vor allem für die Ruinen Chan Chan und Huacas del Sol y de la Luna bekannt ist. Doch trotz dem farbenfrohen Anstrich der hübschen Gebäude fühle ich in dieser kleinen Stadt vor allem Beklemmung. Nicht zuletzt, weil uns alle Einheimischen, mit denen wir ins Gespräch kommen, vor Dieben und anderen Kleinverbrechern warnen. Außerdem ist meine Freundin Teresa, die hier ein ganzes Jahr verbracht hat, sogar Opfer eines (zum Glück unbewaffneten) Überfalls geworden.

Als wir im Hostel ankommen, lädt uns die liebenswerte ältere Inhaberin erst mal zum Frühstück ein. Am Frühstückstisch sehen wir schon wieder bekannte Gesichter: eine französische Familie, der wir das erste Mal in Cuenca beim Italiener begegnet sind. Die Welt ist wirklich ein Dorf!
Da wir nur eine Nacht Trujillo verbringen, beschließen wir, gleich heute zu den Huacas del Sol  y de la Luna zu fahren – den Pyramiden der Moche-Kultur, die hier vor 1500 Jahren ihre Blütezeit erlebte. Allzu viel ist davon heute leider nicht übrig geblieben und nach all den historischen Plätzen, die ich bis jetzt auf der Welt schon gesehen habe, lassen mich die Ruinen ziemlich kalt. Trotzdem hat dieser Ort etwas. Obwohl er mitten in der Wüste zu liegen scheint, weht ein kalter Wind. Überall streunen Rattenhunde herum, graue Hunde gänzlich ohne Fell abgesehen von ein paar Borsten am Kopf. Als wir nach unserer Führung auf einen Colectivo (öffentlichen Kleinbus) zurück nach Trujillo warten, geht die Sonne bereits unter und es herrscht bis auf das Rauschen des Windes eine Totenstille. Der perfekte Ort für Überfälle... deshalb lasse ich bis auf den Fotoapparat und ein bisschen Kleingeld ab sofort auch alles im Hostel.

Die Wüstenstadt Chan Chan der Chimú, der Ablöserkultur der Moche, ist ebenfalls nicht allzu beeindruckend, insbesondere, wenn man bedenkt, dass zur gleichen Zeit in Europa bereits mittelalterliche Burgen gebaut wurden. Nett anzusehen sind die riesigen alten Mauern, die großenteils mit Fischernetzen, Fischen, Pelikanen und anderen Symbolen des Meeres dekoriert sind, trotzdem.
Nichtsdestotrotz sind wir froh, Trujillo heute Abend wieder zu verlassen, denn nirgendwo zuvor haben wir uns so unsicher gefühlt wie hier.







Jede Generation der Moche hat die Pyramiden wieder zugebaut, und mit neuen Mustern ihren persönlichen Fingerabdruck hinterlassen. Erst bei den Ausgrabungen entdeckte man die verschiedenen Schichten. 

Grundriss von Chan Chan


 Dekoration mit Meerestieren, Wellensymbolen und Fischernetzen zeigt die Abhängigkeit der Chimú vom Fischfang


früher Ritualbecken, heute Ententeich

Catedral de Trujillo

Plaza de Armas


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