27. August
Nachdem wir uns an unserem letzten Abend in Cuenca
ausnahmsweise mal mit guter deutscher Hausmannskost gestärkt haben, stehen wir
erwartungsvoll vor dem Bus nach Máncora und warten darauf, unsere Rucksäcke im
Kofferraum verstauen zu können. Vor uns ist aber erst mal ein älterer Mann
dran, der offenbar umzieht: Von Traktorreifen bis Küken in Pappkartons mit
Luftlöchern lädt er alle möglichen Dinge in die Gepäckfächer, sodass wir uns
nicht unberechtigt fragen, ob danach überhaupt noch Stauraum für die anderen
übrig bleibt. Aber alles – auch die Grenzkontrolle – läuft unglimpflich ab. Nur
von Schlaf kann heute Nacht nicht die Rede sein. Dafür lernen wir eine nette
Japanerin kennen, mit der wir während der letzten Stunden vor Máncora
philosophische Theorien auf Englisch diskutieren und dabei klebrige
ecuadorianische Popcorn-Bällchen naschen.
Es ist noch dunkel, als wir in dem kleinen touristischen
Küstenort ankommen. Siedend heiß fällt mir ein, dass wir ja noch Geld hätten
wechseln müssen! Zum Glück nimmt der Rikscha-Fahrer, der uns zu unserer
Unterkunft bringt auch Dollar. Doch beim Preis werde ich stutzig: fünf
Dollar. „¿Está lejos de aquí?“ („Ist das weit weg von hier?“), frage ich ihn.
„Sí, muy lejos“. Etwas skeptisch steigen wir ein und nach weniger als einem
Kilometer sind wir auch schon da. Na toll. „Muy lejos...“, grummele ich.
Herzlich Willkommen in Peru!
Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf in unserem Hostel im
balinesischen Stil bin ich vormittags wieder guter Dinge. Doch leider stellt
sich heraus, dass Máncora nicht das charmante Fischerdörfchen mit breitem
weißen Sandstrand ist, das ich mir vorgestellt hatte, sondern vielmehr eine
Straße mit einem Haufen Bikiniläden und verhältnismäßig teuren Restaurants und
Hotels. Über den Strand, der wirklich toll ist, aber leider kaum über Schatten
verfügt, schallt die Musik der US-amerikanischen Charts und in der knalligen
Sonne lassen sich weiße Touristen die Rücken krebsrot brennen und trinken und
kiffen von morgens bis abends. Dafür habe ich sonst nirgendwo in Südamerika so
gut gebadet wie in den warmen (quallenfreien!) Wellen Máncoras, die sich
offenbar auch gut zum Surfen eignen. Letzteres wollen wir auch unbedingt mal
ausprobieren. Aber der Plan fällt ins Wasser, da ich mir am nächsten Vormittag
selbst so sehr die Beine verbrenne, dass ich eine knappe Woche lang nicht
schmerzfrei sitzen kann. Die Ironie des Schicksals...
Wir nutzen die Tage in Máncora also in erster Linie zum
Rumgammeln (ein Widerspruch in sich). Dabei geben wir so viel Geld wie
nirgendwo in Südamerika für Essen aus, das hier zugegebenermaßen aber auch
super schmeckt, und schauen abends die US-Open im Fernsehen. Trotzdem bin ich
sehr froh, nach knapp drei Tagen wieder abzureisen, denn diese Lethargie ist
einfach nicht so mein Ding.
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