Freitag, 6. Dezember 2013

Máncora

27. August

Nachdem wir uns an unserem letzten Abend in Cuenca ausnahmsweise mal mit guter deutscher Hausmannskost gestärkt haben, stehen wir erwartungsvoll vor dem Bus nach Máncora und warten darauf, unsere Rucksäcke im Kofferraum verstauen zu können. Vor uns ist aber erst mal ein älterer Mann dran, der offenbar umzieht: Von Traktorreifen bis Küken in Pappkartons mit Luftlöchern lädt er alle möglichen Dinge in die Gepäckfächer, sodass wir uns nicht unberechtigt fragen, ob danach überhaupt noch Stauraum für die anderen übrig bleibt. Aber alles – auch die Grenzkontrolle – läuft unglimpflich ab. Nur von Schlaf kann heute Nacht nicht die Rede sein. Dafür lernen wir eine nette Japanerin kennen, mit der wir während der letzten Stunden vor Máncora philosophische Theorien auf Englisch diskutieren und dabei klebrige ecuadorianische Popcorn-Bällchen naschen.

Es ist noch dunkel, als wir in dem kleinen touristischen Küstenort ankommen. Siedend heiß fällt mir ein, dass wir ja noch Geld hätten wechseln müssen! Zum Glück nimmt der Rikscha-Fahrer, der uns zu unserer Unterkunft bringt auch Dollar. Doch beim Preis werde ich stutzig: fünf Dollar. „¿Está lejos de aquí?“ („Ist das weit weg von hier?“), frage ich ihn. „Sí, muy lejos“. Etwas skeptisch steigen wir ein und nach weniger als einem Kilometer sind wir auch schon da. Na toll. „Muy lejos...“, grummele ich. Herzlich Willkommen in Peru!

Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf in unserem Hostel im balinesischen Stil bin ich vormittags wieder guter Dinge. Doch leider stellt sich heraus, dass Máncora nicht das charmante Fischerdörfchen mit breitem weißen Sandstrand ist, das ich mir vorgestellt hatte, sondern vielmehr eine Straße mit einem Haufen Bikiniläden und verhältnismäßig teuren Restaurants und Hotels. Über den Strand, der wirklich toll ist, aber leider kaum über Schatten verfügt, schallt die Musik der US-amerikanischen Charts und in der knalligen Sonne lassen sich weiße Touristen die Rücken krebsrot brennen und trinken und kiffen von morgens bis abends. Dafür habe ich sonst nirgendwo in Südamerika so gut gebadet wie in den warmen (quallenfreien!) Wellen Máncoras, die sich offenbar auch gut zum Surfen eignen. Letzteres wollen wir auch unbedingt mal ausprobieren. Aber der Plan fällt ins Wasser, da ich mir am nächsten Vormittag selbst so sehr die Beine verbrenne, dass ich eine knappe Woche lang nicht schmerzfrei sitzen kann. Die Ironie des Schicksals...
Wir nutzen die Tage in Máncora also in erster Linie zum Rumgammeln (ein Widerspruch in sich). Dabei geben wir so viel Geld wie nirgendwo in Südamerika für Essen aus, das hier zugegebenermaßen aber auch super schmeckt, und schauen abends die US-Open im Fernsehen. Trotzdem bin ich sehr froh, nach knapp drei Tagen wieder abzureisen, denn diese Lethargie ist einfach nicht so mein Ding.





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