Sonntag, 29. Dezember 2013

Huacachina und Islas Ballestas

3. September

Die Impressionen unseres nächtlichen Zwischenstopps in Lima lassen sich wie folgt zusammenfassen: sich endlos erstreckende Armensiedlungen als bunte Kleckse im Staub im Kontrast zu Miraflores, dem Stadtteil der Reichen, in dem die Blumen in der Wüste blühen und jede Straße videoüberwacht ist. Wir gehen in einem mittelmäßigen Kettenrestaurant teuer essen, man will uns auf der Straße Gras verkaufen, und ein mittelalter Peruaner textet uns stundenlang auf verschiedensten Sprachen zu, um uns schließlich zu erklären, dass er arbeitslos ist, und uns deshalb um eine kleine Spende bittet, die wir misstrauisch ablehnen. Was wir von der zweittrockensten Hauptstadt der Welt an diesem Abend mitnehmen, sind vor allem Eindrücke von sozialer Segregation, die in der jahrelangen Politik der Unterdrückung bestimmter Bevölkerungsgruppen in der Vergangenheit einen fruchtbaren Nährboden gefunden hat.
Das Ignorieren von Missständen in Peru hat viele gerissene Geschäftsleute hervorgebracht. Kein Wunder, dass man als Einzelkämpfer für ein besseres Leben schließlich auch auf Lug und Trug zurückgreift. Doch auf den nächsten Stationen unserer Reise raubt uns diese Mentalität leider so einige Nerven und Energie.

4. September

Die nächsten beiden Tage verbringen wir in Huacachina, einer Tourismusoase in der peruanischen Wüste unweit von Ica. Wir wohnen in einem vegetarischen Restaurant namens Casa de Bambú, das über zwei Gästezimmer verfügt. Es ist die beste Wahl die wir treffen konnten, denn die Eigentümerin Beth aus Cornwall gibt uns einen mehr als notwendigen Crashkurs im Verhandeln auf Peruanisch. Die erste Lektion erfolgt gleich am Nachmittag unserer Ankunft: Dass man hier Taxipreise verhandelt, ist für mich schon längst selbstverständlich. Dass man aber auch in Reisebüros mit allen Mitteln über den Tisch gezogen wird, war mir bisher nicht bewusst.
Nach unserer Ankunft wollen wir nämlich eine Buggy- und Sandboarding-Tour für den Nachmittag und eine Tour zu den Islas Ballestas für den nächsten Morgen buchen. Bei ersterer wird uns vorgegaukelt, dass es zwei verschiedene Buggygrößen gäbe – für 20 und für 12 Personen – und dass man in dem größeren nicht genügend Zeit zum Sandboarden hätte. Natürlich entspricht dies keineswegs der Wahrheit, denn in unserem Buggy für 20 Personen finden letztendlich nur 9 Personen Platz.
Die „Tagestour“ zu den Islas Ballestas, die von 7 bis 15 Uhr dauern soll, besteht aus zweimal anderthalb Stunden Autofahrt, zwei Stunden „Bootstour“ auf einem vollbesetzten Tourischiff für 50 Leute und einer Stunde sinnlosen Aufenthalts in Paracas. Wer mitgerechnet hat, weiß, dass wir um 13 Uhr wieder in Huacachina sind. Natürlich sind umgerechnet 20 Euro pro Person ein Preis, den man in Deutschland durchaus dafür zahlen würde, aber für peruanische Verhältnisse ist das einfach überteuert, zumal wir den Eintritt in den Nationalpark noch zusätzlich selbst obendrauf legen müssen.
Als wir Beth von diesem Nepp berichten, geht sie für uns nochmal in besagtes Reisebüro und beschwert sich, woraufhin wir sogar ein bisschen Geld zurückbekommen.

Nichtsdestotrotz macht die Buggytour über die Sanddünen, die sich anfühlt wie eine Achterbahnfahrt, viel Spaß und Kribbeln im Bauch. Das Sandboarding ist auch eine lustige Erfahrung, zumindest solange wir von unserem Buggyfahrer unten wieder eingesammelt werden. Denn eine Düne hoch zu waten ist ziemlich anstrengend.
Am Ende des Tages bin ich von Kopf bis Fuß voller Wüstensand und habe Steißbeinschmerzen von meinen etwas kümmerlichen Sandboarding-Versuchen...

Auch die Islas Ballestas sind auf jeden Fall sehenswert, obwohl sie bestialisch nach Vogelmist stinken. Die Exkremente sind sogar staatlich geschützt, weil sie ein wertvoller Dünger sind, und ihr Diebstahl steht unter Strafe. Sie sehen aus wie Schnee auf den roten Felsen, auf denen sich Seelöwen, Pinguine und viele andere Vogelarten tümmeln. Unter der Wasseroberfläche siedeln sich dichte Miesmuschelbänke an, zwischen denen sich der eine oder andere orangene Seestern befindet.
Vom Boot aus schauen wir uns auch noch eines der berühmtesten Sandsymbole Perus an, das Candelabro de Paracas, dessen Herkunft bis heute unbekannt ist. Es wird als Navigationssymbol für die Seefahrt, das nach dem Kreuz des Südens ausgerichtet ist, als Nazca-Linie und als heiliges Symbol der Paracas-Kultur spekuliert. Obwohl einige Menschen vom Gegenteil überzeugt sind, verschwinden die Linien mit der Zeit und sind heute im Vergleich zu anfänglichen 1,5m nur noch ca. 10cm tief.
Fazit: Eine interessanter, aber zu kurzer Ausflug, den wir lieber vor Ort in Paracas hätten organisieren sollen.























Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen