Mittwoch, 26. Juni 2013

Wo sich eine Tür schließt, öffnen sich viele neue!


Seit Tagen bin ich nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Vor einer Woche der Abistreich, Freitag die Entlassungsfeier, Samstag der Abiball, die Bewerbung an der Uni, Sonntagabend bis zum Sonnenaufgang das Abschiedsgrillen mit meinen Freunden. Selbst gestern, als ich auf den letzten Druecker endlich meinen Rucksack gepackt habe, war mir noch nicht so richtig bewusst, dass ich jetzt wirklich ans andere Ende der Welt fliege.
Und nun sitze ich hier. 06:30 Uhr. Nachdem die Cabin Crew auf Englisch und sehr niedlich klingendem Hollaendisch die ueblichen Sicherheitsinstruktionen praesentiert hat, rollt der Flieger endlich los und hebt bald  darauf ab. Jetzt gibt es kein Zurueck mehr. Durch das Loch in der flauschig weissen Wolkendecke sehe ich Garbsen. Die Autobahn. Den Blauen See. Die Felder, unsere Strasse, unser Haus. Und meine Schule. Die Morgensonne taucht die saftig gruene Landschaft in ein goldenes Licht. Mein Zuhause und meine Vergangenheit ziehen wie ein Film an mir vorbei. Wehmuetig nehme ich Abschied, denn ich weiss, dass Vieles nicht mehr so sein wird wie vorher, wenn ich in drei Monaten wieder zurueck nach Deutschland komme. Gleichzeitig pocht mein Herz vor Aufregung. Hallo, neue Welt!


13:00 Uhr (ecuadorianische Zeit): Ich kann es nicht glauben! Wir fliegen tatsaechlich ueber Kolumbien! Irgendwo da wohnt Ana!
Die bisherigen fast 10 Flugstunden von Amsterdam, gingen im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug vorbei. Mit meinem Sitznachbarn Pablo Javier konnte ich schon ein bisschen Spanisch ueben, denn er spricht keine Fremdsprachen. Und natuerlich habe ich auch eine Menge Schlaf nachgeholt. Auf dem Flughafen in Quito lerne ich auch noch eine Freundin von Pablo und ihre Eltern kennen. Bis auf die Mamá, die mich von Anfang an in ihr Herz geschlossen zu haben scheint, reden alle wie ein Wasserfall, sodass ich nur schwer folgen kann. Mitten im Gewusel bei der Gepaeckkontrolle schreibe ich Mamá meine e-Mail-Adresse und Telefonnummer auf, damit wir uns nochmal treffen koennen. Und dann sehe ich auch schon das Schild von dem Praktikawelten-Mitarbeiter, der mich zu meiner Familie faehrt.
Der Flughafen liegt ein wenig ausserhalb, so komme ich schon in den Genuss, ein bisschen Anden-Panorama zu bewundern. Ich bin noch immer verzaubert. Schluchten, reissende Baeche, gesaeumt von Palmen, Feuerbaemen und anderen bluehenden Pflanzen, die man sonst nur in den Subtropen sieht. Auch die Stadt passt sich wie selbstverstaendlich in das Gebirgspanorama ein, es wirkt, als haette ein Kind mit bunten Holzkloetzen versucht, eine Siedlung zu bauen.  Vom Hundefriseur bis zur Mini-Hausarztpraxis ueber dem Schnellimbiss sehe ich alle moeglichen Dinge, die in Europa auf diese Art und Weise nicht denkbar waeren. An einer Ampel jongliert ein Junge mit Mandarinen und versucht diese an die wartenden Autoinsassen zu verkaufen. Mal fahren wir an fast doerflich anmutenden Siedlungen, mal an staedtischen Hochhaeusern vorbei. Ueber die immer wieder auftauchenden Felsvorspruenge wuchern Blumen und Kakteen-Gewaechse. Und ploetzlich bin ich hier. Bei meiner Gastfamilie, die mich herzlich willkommen heisst.
Fortsetzung folgt!

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